Kanufahrten mit der Bunatwiete

Als wir am 11.7. von unserer Gudenatour zurückkamen, alle Schüler pünktlich und gesund wieder abgeliefert hatten und wir nur noch unsere Autos noch einmal volltanken mussten, stand in der Tankstelle ein Mann von Ende dreißig an der Kasse. „Das ist ja mein alter Lehrer“, sagte er in den Raum, „kennst du mich noch?“ fragte er, und dann folgte: „Sag mal, macht ihr noch immer Kanufahrten? Das war in der Schule das, woran ich mich am meisten erinnere, und es waren die tollsten Reisen, die ich je gemacht habe.“ So langsam dämmerte es bei mir. Es war „Birne“, Schulabgang 1979.

An der Schule Bunatwiete werden seit 1975 Kanuwanderfahrten durchgeführt. Der junge Kollege Thomas Sello hatte während des Referendariats an einer anderen Harburger Schule bei seinem Mentor Helmut Both das Kanufahren mit Schülern kennengelernt und den hohen pädagogischen Wert dieser Unternehmung erkannt. Es waren große, schwere Boote, 9-er und 10-er Kanadier, die noch heute in einem Bootshaus an der Süderelbe stationiert sind. Noch immer wird mit diesen Booten mit Schülern gepaddelt, auf der Elbe und Kanuwanderfahrten auf vielen Flüssen in Deutschland und dem benachbarten Ausland. Alle, die auf diesen Touren dabei waren, haben Abenteuer pur erlebt. Und hier lernt jeder, was es bedeutet, wenn „alle in einem Boot sitzen“. Im Folgenden werden einige Tourbeschreibungen als PDF ins Netz gestellt, zum Teil stammen sie noch aus den frühen 80-er Jahren.

Die Jungen und Mädchen, die sich für den Kanukurs an der Bunatwiete und der abschließenden Wanderfahrt von Jahr zu Jahr wieder einschrieben, waren die ganz harten. Sie konnten Sonnentage mit 35° und Starkregen ertragen, noch nachts um 11 die Zelte aufbauen und bei Regen ein Lagerfeuer zum Lodern bringen, um darauf das verspätete Abendessen zu bereiten, mit zwei Stunden nächtlichen Schlaf oder noch weniger auskommen, zu viert die schweren Kanadier auf den Hänger laden, und sie standen mit der Bügelsäge bis zur Hüfte im rauschenden Wasser, um umgestürzte, quer über den Fluss liegende Bäume durchzusägen, um so den Booten die Weiterfahrt zu ermöglichen. Und wenn ich heute manchmal ehemalige Kanuten, einige selbst schon Großmutter oder Großvater, beim Einkaufen oder auf der Straße treffe, kommen schon beim zweiten Satz Erinnerungen an das Kanufahren: „Wissen Sie noch, als uns 1984 in Weilburg an der Lahn die Zelte vollgelaufen und dann weggeschwemmt sind?“ oder „… als uns damals 1977 an der Saar nachts die Rocker überfallen haben, um unsere Mädchen zu entführen?“ oder „…als im Juni 2005 das Mädchenboot bei Windstärke 6 und einem Meter hohen Wellen mitten auf dem Plöner See von den starken Jungen übernommen werden musste, um wieder unter Land zu kommen?“

Das waren die prägenden Erinnerungen an die Schulzeit, dort gab es jeden Tag Überraschungen, dort musste jede und jeder seine Frau und seinen Mann stehen. Es gibt keine Erinnerung an die Vermittlung des Pythagoras, an das Erlernen der Regel, wann man „das“ oder „dass“ schreibt, das was geblieben ist, sind die Abenteuer, an denen Jungen, Mädchen und auch die Lehrer und Begleiter gereift sind.

Was aus der Schulzeit eingebrannt ist, sind die Erlebnisse und Er-fahrungen auf den mehreren Tausend Flusskilometern im Kanu.

Deshalb hier als PDF die Beschreibungen einiger Fahrten, die meisten noch auf meiner alten Reiseschreibmaschine verfasst.

 

Tagebuch einer Kanufahrt

Mo, 18.6.84
Sabine, Carola und ich kaufen ein. Lebensmittel bei Aldi und Behn & Behn, insgesamt für DM 800. Die Ladefläche meines Kombis ist bis zum Dach gefüllt. Das Wetter: Es regnet….

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Tagebuch einer Kanufahrt an Trave, Ratzeburger See, Elbe-Lübeck-Kanal und Elbe vom 06. -14. Juli 1985

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„Das wilde Wasser der Rhön“ oder „Von Bad Neustadt bis Neustadt“

Aufzeichnungen einer Kanutour der Bunatwiete und der GS Harburg an die Fränkische Saale vom 24.06. – 01.07.1986

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Kanuübungsstunde auf der Elbe (Mi, 6. Mai 1987)

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Nordwärts | Logbuch 2

Maltes Erinnerungen an eine Kanufahrt auf der Gudena / Dänemark vom 26. Juli – 01. August 1987

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Geträumt haben wir schon lange von dem Gudena, nachdem ich den Fluss vor einigen Jahren mit
meinen Kindern befahren hatte, auch meinen Schülern hatte ich die Sache schmackhaft gemacht.
Für sie – die kaum aus Harburg herauskommen – war es vor allem der Reiz eines fremden Landes,
der sie für eine solche Tour einnahm. Aber die Sache schien uns relativ hoffnungslos wegen der
hohen finanziellen Belastung, die auf uns zukommen würde.

Doch im Februar 1999 sprach mich unser stellvertretender Schulleiter Herr Krüger an und wies
mich auf die Ausschreibung der Toepfer-Stiftung hin, die ein Reisestipendium für Wandern im
europäischen Ausland zu vergeben hatte. Ich ließ mir die Bedingungen zur Vergabe zuschicken
und stellte fest, dass unsere erträumte Tour auf den Gudena exakt zu den Ausschreibungen passte.

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