Schule Bunatwiete in Harburg

Von 1974 – 2007 war ich Lehrer an der Schule Bunatwiete (jetzt Stadtteilschule Maretstraße 50) in Hamburg-Harburg. Diese Schule hat mein Leben geprägt, und ich hoffe, dass auch ich dort meine Fußabdrücke hinterlassen habe.

Die Bunatwiete war für mich eine ständige Herausforderung, die oft zu einem Abenteuer wurde. Aber meine Tätigkeit als Lehrer war für mich der Beruf, der einem arbeitenden Menschen von allen Massenberufen die größte individuelle Freiheit gibt. Freiheit, das zu vermitteln, was man für wichtig und richtig hält, die Gestaltung des Weges dorthin, Freiheit, das anzubieten, was einem selbst Spaß und Freude bereitet, die Freiheit, auf Neues zuzugehen und so die Neugierde zu befriedigen, und das natürlich alles in dem weitgesteckten Rahmen, den die Curricula zulassen.

Die Bunatwiete war zu dieser Zeit eine Grund-, Haupt- und Realschule, den Standort im Harburger Phoenixviertel bezeichnete man schon immer als sozialen Brennpunkt. Zu Beginn der 70-er Jahre war er geprägt durch die dort überwiegend wohnenden Arbeiterfamilien, später zogen zunächst Gastarbeiterfamilien aus südeuropäischen Ländern einschließlich der Türkei hinzu, später kamen die Kinder von Flüchtlingsfamilien aus den verschiedensten Ländern hinzu, die meisten aus muslimisch geprägten Kulturen. Die Flüchtlinge kamen in Schüben, ebenfalls Spätaussiedler aus osteuropäischen Staaten und der ehemaligen Sowjetunion. Die Bunatwiete war ein Schmelztiegel, oft dominierten auf dem Schulhof und den Schulfluren andere Idiome als die Unterrichtssprache Deutsch. Man musste reagieren, und auch an der Bunatwiete tat man dies. Vorlaufklassen, in denen Basiskenntnisse in Deutsch vermittelt wurden, Eingliederung in Regelklassen, Realschulsonderklassen, Überbrückung von kulturellen und religiösen Unterschieden, Annäherung durch Erwerben von Kenntnissen über Kultur und Religion der „Anderen“ (man nennt es heute „Interkulturelle Kompetenz“) – ein Schulleben, das jeden Tag etwas Neues bot.

Für einige Kolleg*innen (zu denen auch ich gehörte) stand fest, dass gemeinsame Unternehmungen uns allen dem Ziel, Menschen ein- und nicht auszugliedern, näherbringen.

Also suchten wir uns neben der klassischen Fächervermittlung andere Standbeine, um das genannte Ziel zu erreichen.

Das wichtigste Projekt für mich war seit 1986 eine Schulpartnerschaft mit einer türkischen Schule in Camardi in Zentralanatolien, die bis zum Jahr 2000 andauerte. Sie hatte ihre Höhepunkte in drei mehrwöchigen Projektfahrten mit Schülern in die und zwei Gegenbesuchen aus der Türkei zwischen 1988 – und 1995.

Des Weiteren waren für mich nicht nur regelmäßige Klassen- und Projektfahrten mit möglichst allen zur Klasse gehörigen Schülern wichtig, dazu gehörten die Kanuwandertouren (seit 1975) und die jährlichen Schireisen zuerst zum Feldberg im Schwarzwald, danach immer wieder auf eine Hütte nach Mühlbach im Salzburger Land.

Die in den folgenden Kategorien Türkei, Schilaufen und Kanufahren auftauchenden Berichte zeichnen Erlebnisse bei diesen Unternehmungen zwischen 1977 bis 2007 auf.

Kanufahrten mit der Bunatwiete

Als wir am 11.7. von unserer Gudenatour zurückkamen, alle Schüler pünktlich und gesund wieder abgeliefert hatten und wir nur noch unsere Autos noch einmal volltanken mussten, stand in der Tankstelle ein Mann von Ende dreißig an der Kasse. „Das ist ja mein alter Lehrer“, sagte er in den Raum, „kennst du mich noch?“ fragte er, und dann folgte: „Sag mal, macht ihr noch immer Kanufahrten? Das war in der Schule das, woran ich mich am meisten erinnere, und es waren die tollsten Reisen, die ich je gemacht habe.“ So langsam dämmerte es bei mir. Es war „Birne“, Schulabgang 1979.

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Türkeiprojekt 1988

Das wichtigste Projekt an der Schule Bunatwiete war für mich seit 1986 eine Schulpartnerschaft mit einer türkischen Schule in Camardi in Zentralanatolien, die bis zum Jahr 2000 andauerte. Sie hatte ihre Höhepunkte in drei mehrwöchigen Projektfahrten mit Schülern in die und zwei Gegenbesuchen aus der Türkei zwischen 1988 – und 1995.

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Schireisen nach Mühlbach

„Du bist ganz schön blöd!“ sagten mir auch dieses Jahr wieder manche meiner Kollegen und Freunde, als ich ihnen erzählte, dass ich auch in diesem Jahr wieder nach Mühlbach zum Schilaufen fahren würde -und zwar mit meiner 8 b, über die ich doch schon manches Mal ins Stöhnen kam. „Ach wisst ihr“ entgegnete ich, „immer nur Schule ist doch auch ziemlich langweilig“

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